Einführung: Warum ein praktischer MSST-Leitfaden im Jahr 2025?
Das MSST-System (Arbeitsärzte und Spezialisten für Arbeitssicherheit) ist längst kein einfaches „Compliance-Dossier“ mehr: Es ist eine operative Methode, um Unfälle zu reduzieren, Risiken zu beherrschen und die Geschäftstätigkeit abzusichern. Im Jahr 2025 werden Schweizer KMU in drei Punkten besonders erwartet: Gefährdungen beurteilen, angemessene Massnahmen umsetzen und die Wirksamkeit des Systems nachweisen.
Dieser Leitfaden geht direkt zum Wesentlichen: eine klare Methode, praxisnahe Beispiele und einsatzbereite Vorlagen, um ein praxistaugliches MSST aufzubauen – ohne unnötige Bürokratie.
Dieser Leitfaden gehört zu unserem umfassenden Dossier über Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in der Schweiz.
Der rechtliche und betriebliche Kontext in der Schweiz
- Ergebnisverpflichtung des Arbeitgebers: Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeitenden – inklusive eines strukturierten Systems (Organisation, Rollen, Nachweise, Nachverfolgung).
- Verhältnismässigkeitsprinzip: Das Anforderungsniveau hängt von den tatsächlichen Risiken ab (Tätigkeit, Verfahren, Maschinen, Produkte, Arbeiten in der Höhe, Elektrizität, psychosoziale/ergonomische Risiken) und von der Unternehmensgrösse.
- Ausführende Instanzen: Je nach Tätigkeit werden Sie durch die Suva (Branchen/Operationen mit besonderen Gefahren) oder durch die kantonale Arbeitsinspektion (Tertiärbereich, Verwaltung, Gesundheit, Bildung usw.) kontrolliert. Das SECO koordiniert und harmonisiert die Aufsicht; die CFST/EKAS erlässt die Richtlinien und stellt Hilfsmittel bereit.
- Geforderte Nachvollziehbarkeit: Neben guten Absichten werden Nachweise erwartet: Gefährdungsbeurteilung, datierter Aktionsplan, Ausbildungs- und Befähigungsregister, kritische Verfahren (LOTO, Arbeiten in der Höhe, Chemie), periodische Prüfungen, Kennzahlen, Management-Reviews.
Merke: Entscheidend ist nicht, „alle möglichen Dokumente“ zu besitzen, sondern die richtigen, aktuellen und risikoorientierten Elemente – und diese rasch auffindbar zu haben.
Erwartungen der Inspektionen und der Suva
Bei einer Kontrolle möchte der Inspektor oder Präventionsfachmann schnell erkennen, ob Ihr MSST lebendig und wirksam ist. Rechnen Sie mit folgenden Anforderungen:
- Klare Governance
- Unterzeichnete SST-Politik, klar definierte Rollen und Verantwortlichkeiten (Geschäftsleitung, MSST-Verantwortlicher, Spezialisten, Vorgesetzte, operative Ansprechpersonen).
- Kalender für Sicherheitskomitees und Protokolle mit nachvollziehbaren Massnahmen.
- Glaubwürdige Gefährdungsbeurteilung
- Einfache, aber strenge Methode (Schweregrad × Wahrscheinlichkeit, Akzeptanzkriterien).
- Top-Risiken identifiziert (Maschinen, Höhe, gefährliche Energien, Chemie, psychosoziale/ergonomische Risiken) und klare Prioritäten.
- Verhältnismässiger Aktionsplan
- Technische, organisatorische und menschliche Massnahmen, datiert, mit benannten Verantwortlichen.
- Nachweise im Betrieb: Fotos, Prüfprotokolle, Testberichte, Bescheinigungen.
- Kompetenzen und Befähigungen
- Kompetenzmatrix pro Funktion.
- Register der Ausbildungen/Befähigungen (BLS-AED-SRC/IAS, Brand/Evakuation, LOTO, Arbeiten in der Höhe, Chemie, Ergonomie).
- Kritische Verfahren und Notfallvorbereitung
- Aktuelle und zugängliche Arbeitsanweisungen (LOTO, Arbeitsbewilligungen, Chemikalien, Evakuationsplan).
- Übungen und dokumentierte Lessons Learned.
- Nachverfolgung und kontinuierliche Verbesserung
- Einfache Kennzahlen (Unfälle, Beinaheunfälle, Abschlussquote von Massnahmen, Ausbildungsabdeckung).
- Regelmässiges Management-Review und Anpassungen.
Die richtige Haltung: eine pragmatische Kontrolle zeigen. Ein wirksames MSST ist im Betrieb sichtbar, nicht nur im Ordner. Im weiteren Verlauf dieses Leitfadens finden Sie die Schritte Schritt für Schritt, Brancheneinblicke sowie Checklisten und Vorlagen, um von der Theorie zur Umsetzung zu gelangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung: Warum ein praktischer MSST-Leitfaden im Jahr 2025?
- Die Logik des MSST verstehen, bevor man loslegt
- Schritt 1: Gefahren identifizieren und Risiken bewerten
- Schritt 2: Einen angemessenen Aktionsplan ausarbeiten
- **Schritt 3: MSST-Spezialisten einbeziehen (Arbeitsärzte und Sicherheitsfachpersonen)**
- Schritt 4: Mitarbeiter schulen und sensibilisieren
- Schritt 5: Dokumentation und Nachweis der Konformität
- Schritt 6: Kontinuierlich überwachen, korrigieren und verbessern
- Fazit: Vom obligatorischen MSST zum strategischen Hebel
Die Logik des MSST verstehen, bevor man loslegt
Die Einführung eines MSST-Systems besteht nicht darin, administrative Checklisten abzuarbeiten. Es handelt sich um einen strukturierten Prozess, der auf zwei zentrale Ziele ausgerichtet ist:
- Gesetzliche Konformität: Erfüllung der Anforderungen der CFST-Richtlinie 6508 sowie der Vorgaben der Suva oder der kantonalen Arbeitsinspektionen.
- Operative Wirksamkeit: Aufbau einer Präventionskultur, die reale Risiken reduziert und die Gesamtleistung des Unternehmens verbessert.
Der grundlegende Leitgedanke ist einfach: Ihr MSST muss dem Gefährdungspotenzial Ihrer Tätigkeit angemessen sein. Ein Bürobetrieb hat nicht dieselben Anforderungen wie eine Baustelle oder ein Chemiebetrieb.
Die 3 grundlegenden Säulen des MSST
- Strukturierte Risikobeurteilung
Erkennen der physischen, chemischen, biologischen und psychosozialen Gefahren sowie deren Priorisierung nach Schweregrad und Wahrscheinlichkeit. - Dokumentierter Aktionsplan
Festlegung konkreter Massnahmen (technisch, organisatorisch, verhaltensorientiert), Benennung der Verantwortlichkeiten und Definition realistischer Fristen. - Nachverfolgung und kontinuierliche Verbesserung
Einführung von Kennzahlen, Schulung der Mitarbeitenden, Überprüfung der Wirksamkeit der Massnahmen und regelmässige Anpassung.
Warum ein schrittweises Vorgehen entscheidend ist
Viele Unternehmen machen den Fehler, „alles auf einmal“ umsetzen zu wollen. Das Ergebnis: ein schweres, theoretisches Dossier, das im Ordner liegen bleibt.
Im Gegensatz dazu ermöglicht ein schrittweiser Ansatz mit praxisnahen Vorlagen und Checklisten:
- die Mitarbeitenden rasch einzubinden,
- die Konformität bei einer Kontrolle nachzuweisen,
- und Verbesserungen kontinuierlich umzusetzen, statt eine administrative „Papierfabrik“ aufzubauen.
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Schritt 1: Gefahren identifizieren und Risiken bewerten
Der erste Grundstein eines soliden MSST ist eine strukturierte Risikobeurteilung. Ohne klare Diagnose ist es unmöglich, einen relevanten Aktionsplan zu definieren. Ziel ist es, alle im Unternehmen vorhandenen Gefahren zu erfassen, deren Schwere zu beurteilen und die notwendigen Massnahmen zu bestimmen, um sie zu beherrschen.
Wie Sie die Gefahren in Ihrem Unternehmen identifizieren
Eine „Gefahr“ ist jede Situation oder Bedingung, die einen Unfall, eine Krankheit oder eine gesundheitliche Beeinträchtigung verursachen kann. Die wichtigsten Kategorien sind:
- Physische Risiken: Maschinen, Werkzeuge, Elektrizität, Lärm, Strahlung.
- Chemische Risiken: gefährliche Stoffe, Lösungsmittel, Stäube.
- Biologische Risiken: infektiöse Erreger, Umgang mit biologischen Proben.
- Organisatorische Risiken: Stress, mentale Belastung, Arbeitszeiten, Ergonomie.
- Umgebungsbedingte Risiken: Arbeiten in der Höhe, enge Räume, innerbetriebliche Verkehrswege.
Eine systematische Begehung der Arbeitsplätze, ergänzt durch Gespräche mit Mitarbeitenden und eine Analyse von Unfällen oder Beinaheunfällen, liefert eine solide Grundlage.
Einfache Methoden zur Risikobeurteilung
Für KMU sind keine komplexen Werkzeuge nötig. Eine einfache Wahrscheinlichkeit × Schweregrad-Matrix genügt häufig.
- Wahrscheinlichkeit: unwahrscheinlich, möglich, häufig.
- Schweregrad: gering, ernsthaft, kritisch.
Der Abgleich ermöglicht die Priorisierung: Ein kritisches Risiko, selbst wenn es selten auftritt, muss zuerst behandelt werden.
Viele Hilfsmittel stehen zur Verfügung:
- Bewertungsraster und Vorlagen der CFST/EKAS
- Branchenspezifische Checklisten der Suva
- Excel-Tabellen oder kollaborative Tools zur zentralen Erfassung der identifizierten Gefahren
Praktische Beispiele
- Mechanik-Werkstatt: Quetschgefahr an einer Hydraulikpresse (mittlere Wahrscheinlichkeit, kritischer Schweregrad) → prioritäre Massnahme.
- Büro: Risiko von Muskel-Skelett-Beschwerden durch den Arbeitsplatz (hohe Wahrscheinlichkeit, geringer bis mittlerer Schweregrad) → geplante ergonomische Korrekturmassnahmen.
Wichtige bewährte Praktiken
- Einbindung der Mitarbeitenden: Sie kennen ihre Tätigkeiten und die realen Gefahren am besten.
- Jede identifizierte Gefahr klar dokumentieren, möglichst mit Beschreibung und Foto.
- Priorisierung und Erfassung in einem Gefahrenregister, das als Grundlage für den MSST-Aktionsplan dient.
Schritt 2: Einen angemessenen Aktionsplan ausarbeiten
Sobald die Gefahren identifiziert und priorisiert sind, besteht der nächste Schritt darin, einen verhältnismässigen Aktionsplan festzulegen. Dieser Plan muss die Diagnose in konkrete Massnahmen übersetzen, die an die Unternehmensgrösse und die tatsächlichen Risiken angepasst sind.
Ein häufiger Fehler besteht darin, „alles auf einmal“ angehen zu wollen. Ein gezielter, realistischer und nachverfolgbarer Plan ist sinnvoller als eine umfangreiche Liste, die nie umgesetzt wird.
Wie Sie Massnahmen priorisieren
- Hohe Priorität: Gefahren mit kritischem Schweregrad (Risiko von Todesfall oder Invalidität), selbst wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist. Beispiel: Arbeiten in der Höhe ohne Schutz, ungesicherte Maschine.
- Mittlere Priorität: häufige Risiken mit begrenztem Schweregrad. Beispiel: ergonomiebedingte Muskel-Skelett-Beschwerden.
- Niedrige Priorität: geringfügige oder leicht kontrollierbare Belastungen. Beispiel: moderater Lärm im Büro.
Die Regel ist einfach: schnell bei kritischen Risiken handeln, den Rest planen.
Beispiele für verhältnismässige Massnahmen
- Kleines Büro (10–20 Personen)
- Ergonomische Anpassung der Arbeitsplätze.
- Ausbildung von 1–2 internen Ersthelfern BLS-AED.
- Jährliche Überprüfung des Evakuationsplans.
- Industrieunternehmen (50–200 Personen)
- Maschinensicherung (Schutzvorrichtungen, Not-Aus-Schalter).
- LOTO-Schulung (Verriegelung/Entsperrung).
- Gezielte arbeitsmedizinische Überwachung (Lärm, chemische Stoffe).
- Evakuationsplan mit regelmässigen Übungen.
- Baustelle
- Kollektivschutz und PSA für Arbeiten in der Höhe.
- Signalisation und interne Verkehrswege.
- Spezifische Schulungen (Gerüste, Maschinen, chemische Produkte).
Wie Sie den Aktionsplan formalisieren
Ein wirksamer Aktionsplan muss Folgendes enthalten:
- Korrekturmassnahme: was zu tun ist.
- Benannte verantwortliche Person: wer die Massnahme steuert.
- Frist: bis wann sie umgesetzt werden muss.
- Status: in Bearbeitung, erledigt, verschoben.
- Nachweis: Dokument, Foto, Prüfbericht.
Fassen Sie diese Informationen in einem Verfolgungstableau (Excel oder geeignetes Tool) zusammen. Dieses Dokument wird bei einer Kontrolle verlangt und dient als Nachweis für das Handeln des Unternehmens.
Expertentipp
Ein lebendiger Aktionsplan wird mindestens einmal pro Jahr aktualisiert. Jede neue Maschine, jede organisatorische Änderung oder jeder Vorfall muss eine Anpassung auslösen.
**Schritt 3: MSST-Spezialisten einbeziehen (Arbeitsärzte und Sicherheitsfachpersonen)**
Das MSST-System beruht auf dem Prinzip, dass fachspezifische Kompetenz beigezogen wird, sobald die vorhandenen Gefahren die Möglichkeiten des Unternehmens übersteigen. Dieser Schritt ist entscheidend: Er zeigt, dass der Arbeitgeber seine Pflichten ernst nimmt und gewährleistet eine Prävention, die den tatsächlichen Risiken entspricht.
Wann der Beizug von Spezialisten verpflichtend ist
Ein Arbeitgeber muss Spezialisten beiziehen, sobald:
- im Unternehmen gefährliche Maschinen eingesetzt werden (Pressen, Druckanlagen, Baumaschinen);
- chemische Produkte oder gesundheitsschädliche Stoffe gehandhabt werden;
- Arbeiten in der Höhe, in engen Räumen oder ATEX-Zonen stattfinden;
- die Tätigkeit eine besondere Exposition beinhaltet (Lärm, Vibrationen, Stäube, Strahlung, biologische Agenzien);
- wiederkehrende Probleme auftreten (häufige Unfälle, Berufskrankheiten, hoher Stress).
Auch ein tertiäres KMU kann betroffen sein – etwa bei psychosozialen Risiken (PSR) oder Muskel-Skelett-Beschwerden (MSD).
Rolle des Arbeitsarztes
Der Arbeitsarzt (oder Gesundheitsspezialist) übernimmt Aufgaben wie:
- angepasste medizinische Überwachung (Lärm, Chemie, Ergonomie, Risikoposten);
- Analyse der Arbeitsbedingungen (Beleuchtung, Lüftung, Arbeitszeiten);
- Prävention von PSR/MSD und Begleitung beim Absenzenmanagement;
- Beratung der Geschäftsleitung hinsichtlich möglicher Anpassungen.
Rolle der Sicherheitsfachperson
Die Sicherheitsfachperson kümmert sich um:
- technische Risikoanalysen (Maschinen, Elektrizität, Brand, Explosion);
- die Erstellung oder Prüfung kritischer Verfahren (LOTO, ATEX, Arbeitserlaubnisse);
- die Umsetzung organisatorischer Massnahmen (Signalisation, Anweisungen, Verkehrswege);
- zielgerichtete Schulungen für exponierte Mitarbeitende.
Wie Sie die richtigen Experten auswählen
- Prüfen Sie die Zertifizierungen: Sie müssen gemäss CFST-Richtlinie 6508 anerkannt sein.
- Branchenkenntnis bevorzugen: Ein Bausicherheitsspezialist deckt nicht dieselben Risiken ab wie ein Experte der chemischen Industrie.
- Komplementarität sicherstellen: Arbeitsarzt und Sicherheitsfachperson arbeiten Hand in Hand und im Austausch mit Geschäftsleitung und HR.
- Zusammenarbeit formalisieren: schriftlicher Auftrag, Dauer, erwartete Lieferobjekte (Berichte, Schulungen, Nachverfolgungen).
Bewährte Praktiken
- Binden Sie Ihre Spezialisten in die Sicherheitsausschüsse ein, damit sie aktiv zur Steuerung beitragen.
- Lassen Sie Ihre Risikobeurteilungen und Aktionspläne von ihnen prüfen.
- Halten Sie Empfehlungen und Stellungnahmen schriftlich fest: Das dient als Nachweis bei Kontrollen.
Schritt 4: Mitarbeiter schulen und sensibilisieren
Ein wirksames MSST stützt sich nicht nur auf Dokumentation und externe Experten, sondern vor allem auf die Kompetenz der Mitarbeitenden. Schulung und Sensibilisierung machen Prävention zum alltäglichen Reflex und geben den Teams die Mittel, im Gefahren- oder Notfall richtig zu handeln.
Unverzichtbare Ausbildungen
Bestimmte Schulungen gehören – je nach Unternehmensgrösse und Tätigkeit – in jedes MSST:
- BLS-AED-SRC (Basic Life Support + Defibrillator): unverzichtbar, um interne Ersthelfer zu haben, die bei Herzstillstand oder schweren medizinischen Notfällen reagieren können.
- IAS 1 & IAS 2 (erweiterte Erste Hilfe): stärkt die Fähigkeiten der Erstintervenierenden, besonders an gefährlichen Arbeitsplätzen.
- Brandschutz- und Evakuationsschulung: korrekter Einsatz von Feuerlöschern, Alarmierungsabläufe, effiziente Evakuation.
- Maschinensicherheit und LOTO: obligatorisch, sobald Wartungsarbeiten an gefährlichen Maschinen erfolgen.
- Arbeiten in der Höhe, Chemie, ATEX, Elektrizität: je nach den identifizierten Risiken.
- Ergonomie- und MSD-Prävention: Arbeitsplatzanpassung, manuelle Handhabung von Lasten.
- Sensibilisierung für psychosoziale Risiken (PSR): Stressmanagement, Burnout-Prävention, interne Kommunikation.
Eine lebendige Sicherheitskultur aufrechterhalten
Einmalige Schulung genügt nicht. Prävention muss kontinuierlich gepflegt und aktualisiert werden.
Bewährte Praktiken:
- Regelmässige Auffrischungen: viele Schulungen haben eine Gültigkeit (z. B. 2 Jahre für BLS-AED-SRC).
- Praktische Übungen: jährliche Evakuation, Brandsimulationen, Erste-Hilfe-Szenarien.
- Sicherheitsbriefings: integriert in Teammeetings oder tägliche Baustellenbesprechungen.
- Visuelle Hilfsmittel und Erinnerungen: Aushänge, Checklisten, QR-Codes zu Verfahren oder internen Videos.
- Feedback aus dem Betrieb: jeder Mitarbeitende soll Gefahren melden oder Verbesserungen vorschlagen können.
Warum Schulung strategisch wichtig ist
- Für das Unternehmen: weniger Unfälle, bessere Risikokontrolle, gesetzliche Konformität.
- Für die Mitarbeitenden: Sicherheitsgefühl, Vertrauen in die Organisation, Fähigkeit zum Handeln im Notfall.
- Für die Unternehmensleitung: sichtbarer Nachweis des Sicherheitsengagements, starkes Argument bei Kontrollen.
Schritt 5: Dokumentation und Nachweis der Konformität
Ein MSST ist nur dann wirksam, wenn er bei einer Kontrolle nachgewiesen werden kann. Die Inspektoren (Suva, kantonale Arbeitsinspektionen) wollen klare Belege dafür sehen, dass das Unternehmen tatsächlich handelt und sich nicht auf gute Absichten beschränkt. Die Dokumentation ist daher ein wesentlicher Bestandteil des Systems.
Welche Nachweise bei einer Kontrolle erwartet werden
- Gefahrenregister
- Liste der identifizierten Risiken (Maschinen, Chemie, MSD, PSR, Brand usw.).
- Priorisierung nach Schweregrad und Wahrscheinlichkeit.
- Datum der letzten Aktualisierung.
- MSST-Aktionsplan
- Geplante Massnahmen, Verantwortliche, Fristen, Status.
- Regelmässige Nachverfolgung (abgeschlossene, verspätete und geplante Massnahmen).
- Schulungen und Befähigungen
- Register der geschulten Mitarbeitenden (BLS-AED, IAS, Brand, Evakuation, LOTO …).
- Schulungs- und Auffrischungsdaten.
- Vorliegende Zertifikate.
- Sicherheitsverfahren und -anweisungen
- Schriftliche Arbeitsanweisungen (LOTO, Umgang mit Chemikalien, Evakuation).
- Zugänglichkeit im Betrieb (Aushänge, QR-Codes, Intranet).
- Nachweise aus dem Betrieb
- Interne Inspektions- und Auditberichte, technische Kontrollen.
- Datiertes Fotomaterial zu getroffenen Massnahmen.
- Protokolle von Sicherheitsausschüssen.
Vorlagen und Checklisten zum Herunterladen
Um Zeit zu sparen und die Dokumentation zu standardisieren, empfiehlt sich die Nutzung einsatzbereiter Vorlagen:
- Bewertungsraster für Gefahren.
- Vorlage für den MSST-Aktionsplan.
- Matrix für Schulungen und Befähigungen.
- Checkliste „Suva-/kantonale Inspektion“.
Diese Dokumente – auf Ihren Sektor abgestimmt – dienen nicht nur als formaler Nachweis, sondern auch als internes Führungsinstrument.
Wichtige bewährte Praktiken
- Zentralisieren Sie die Dokumentation in einem einzigen Dossier (Papier + digital).
- Planen Sie eine jährliche Aktualisierung sowie jedes Mal nach wichtigen Änderungen (neue Maschine, Reorganisation, Unfall).
- Binden Sie die Geschäftsleitung ein: ihre Validierung ist ein starkes Signal gegenüber den Behörden.
- Bereiten Sie ein sofort verfügbares „Kontrollpaket“ vor (Register, Aktionsplan, Schulungen, wichtigste Nachweise).
Überprüfen Sie Ihre Konformität vor einer Kontrolle mit unserem Initialaudit.
Schritt 6: Kontinuierlich überwachen, korrigieren und verbessern
Ein MSST ist kein einmaliges Projekt, sondern ein lebendiges System, das sich mit dem Unternehmen, seinen Tätigkeiten und seinen Risiken weiterentwickelt. Sobald der Aktionsplan gestartet ist, braucht es eine regelmässige Steuerung, um seine Wirksamkeit zu erhalten und zu zeigen, dass Prävention fester Bestandteil der Unternehmenskultur ist.
Jährliche Überprüfung und Aktualisierung
- Jährliche Review: mindestens einmal pro Jahr muss das MSST überprüft werden. Dabei werden folgende Punkte bewertet:
- Fortschritt der geplanten Massnahmen;
- Relevanz der bestehenden Massnahmen;
- neue aufgetretene Gefahren (neue Maschinen, Verfahren, Produkte).
- Aktualisierung nach Ereignissen: jeder Unfall, Beinaheunfall oder bedeutende Veränderung (z. B. neue Produktionslinie) muss eine sofortige Aktualisierung auslösen.
- Fester Terminplan: die Review in den jährlichen Kalender (z. B. November) aufzunehmen, garantiert, dass sie nicht vergessen wird.
Beispiele für Indikatoren und Dashboards
Ein wirksames Monitoring basiert auf einfachen, aussagekräftigen Kennzahlen:
- Quote abgeschlossener Massnahmen: % der fristgerecht umgesetzten Massnahmen aus dem Aktionsplan.
- Schulungsabdeckung: % der Mitarbeitenden, die die obligatorischen Schulungen absolviert haben.
- Anzahl Unfälle und Beinaheunfälle: monatliche Auswertung und Trendanalyse.
- Gefahrenmeldungen: Anzahl der gemeldeten Risiken, Indikator für die Beteiligung der Mitarbeitenden.
- Konformität der Ausrüstung: periodische Prüfungen von Maschinen, PSA und Brandschutzanlagen.
Diese Daten können in einem visuellen Dashboard (Excel, Power BI, Google Data Studio) dargestellt werden. Das ist kein Luxus: Bei einer Kontrolle zeigt ein grafisches Reporting ein starkes Signal von Kompetenz und Kontrolle.
Bewährte Praktiken für die kontinuierliche Verbesserung
- Einbindung der Geschäftsleitung: Ein glaubwürdiges MSST wird auf höchster Ebene getragen – nicht nur vom Sicherheitsverantwortlichen.
- Erfolge sichtbar machen: intern über gelungene Massnahmen, erhaltene Zertifizierungen und sinkende Unfallraten kommunizieren.
- Rückmeldungen aus dem Betrieb fördern: jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter soll Gefahren frei melden können.
- Prävention in Projekte integrieren: neue Anlagen, neue Gebäude oder neue Organisationen → der MSST-Verantwortliche muss frühzeitig eingebunden werden.
- Branchenspezifisches Benchmarking: Abgleich der eigenen Kennzahlen mit Branchenstandards zur kontinuierlichen Verbesserung.
Fazit des Leitfadens: Ein wirksames MSST ist keine Belastung, sondern ein strategischer Hebel. Richtig gesteuert senkt es Unfallkosten, stärkt das Arbeitgeberimage und erhöht das Vertrauen von Kunden und Partnern.
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Fazit: Vom obligatorischen MSST zum strategischen Hebel
Die Einführung eines MSST ist nicht nur eine gesetzliche Pflicht gemäss der CFST-Richtlinie 6508. Sie ist vor allem eine strategische Chance:
- Risiken reduzieren und Ihre Mitarbeitenden schützen;
- Kosten optimieren, indem Absenzen und Arbeitsausfälle sinken;
- Das Arbeitgeberimage stärken und das Vertrauen von Partnern, Kunden und Versicherern erhöhen;
- Kontrollen antizipieren und Sanktionen vermeiden, indem Sie Ihre Konformität nachweisen.
Zusammengefasst: Ein gut aufgebautes MSST ist keine administrative Last, sondern eine lohnende Investition, die Sicherheit, Leistungsfähigkeit und Reputation des Unternehmens verbessert.
Bereit zum Handeln?
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FAQ MSST in der Schweiz
MSST bezeichnet die Pflicht der Arbeitgeber, Arbeitsärzte und Sicherheitsfachpersonen beizuziehen, um ein strukturiertes Präventionssystem aufzubauen, das auf ihre spezifischen Risiken abgestimmt ist.
Ja, alle Unternehmen müssen ihre Gefahren bewerten und geeignete Maßnahmen ergreifen. Der Einsatz von Spezialisten ist obligatorisch, sobald die Risiken die internen Kompetenzen übersteigen (Maschinen, Chemie, Höhe usw.).
Die Behörden erwarten ein Gefahrenregister, einen MSST-Aktionsplan, ein Register der Schulungen und Befähigungen, schriftliche Verfahren sowie Nachweise aus dem Betrieb (Berichte, Fotos, Kontrollen).
Das hängt ganz von der Größe und der Tätigkeit des Unternehmens ab. Ein KMU im Dienstleistungssektor kann sein MSST innerhalb weniger Wochen umsetzen, während ein Industrieunternehmen oder eine Baustelle mehrere Monate und die Unterstützung externer Spezialisten benötigt.
Je nach Branche wird die Kontrolle von der Suva (Branchen mit besonderen Risiken) oder von den kantonalen Arbeitsinspektoraten unter der Koordination des SECO durchgeführt.
